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Sonntag, 6. August 2017

Erbarmungslos (Unforgiven)

Thema:





Western
USA 1992, Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Clint Eastwood, Morgan Freeman, Gene Hackman, Jaimz Woolvett, Saul Rubinek, Frances Fisher
Musik: Lennie Niehaus, Clint Eastwood


Nachdem eine Prostituierte im Kaff 'Big Whiskey' von einem Freier verstümmelt wurde, setzen die Nutten ein Kopfgeld von 1.000 Dollar auf die Ermordung des Täters aus. Der gealterte und müde Revolverheld William "Bill" Munny macht sich gemeinsam mit seinem ebenso gealterten und frustrierten Partner Ned Logan auf den Weg, den Täter zu erledigen.

Als sie in 'Big Whiskey' ankommen, finden sie einen Sheriff vor, der ebenfalls einst ein Revolverheld war, und nun mit Gewalt für Recht und Ordnung sorgt: Little Bill Dagget ist ein
brutaler Ordnungsfanatiker und herrscht mit eiserner Hand über den Ort. Der Ärger ist vorprogrammiert, will sich der grausame Daggett doch vor allem nicht von den beiden abgehalfterten Alten ans Bein pissen lassen. So führt eins zum anderen.

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In "Erbarmungslos" zeigt sich Eastwood einmal mehr als wortkarger, raubeiniger Revolverheld, der keine Ungerechtigkeit dulden will und für die Schwachen eintritt. Doch Munny hat sein Päckchen zu tragen: durch Schicksalsschläge ist er abgestumpft und verbittert, frustriert und abgenutzt. Die Zeit hat ihn gezeichnet, er ist alt und krank. Dennoch will der das Verbrechen, das an der Prostituierten verübt wurde, nicht ungesühnt stehen lassen, und rafft sich ein letztes Mal auf - auch wenn er dafür seine Kinder und seinen Hof zurücklassen muss. Eastwood mimt den in den Jahre gekommenen Gunslinger mit Bravour: zu alt zum Reiten (er kann sich nur mit Mühe auf's Pferd schwingen), und Schießen kann er auch nicht mehr so wie früher. Ein seelisch gebrochener Mann mit körperlichen Gebrechen - eine Glanzleistung!

Auch Morgan Freeman legt sich in's Zeug: seine Darstellung des ebenso gealterten, ehemaligen Partners von Munny ist intensiv und teils voller Ironie, man nimmt ihm sofort ab, wie lebensmüde er geworden ist. So lässt er sich auch nur schwer überzeugen, sich Munnys Vorhaben anzuschließen. Er weiß, das ihr Zeit als Revolverhelden vorbei ist, und das sie die Aktion lieber abblasen sollten - und seine böse Vorahnung soll sich bewahrheiten.

Gene Hackman, ein weiteres Urgestein der Filmgeschichte, glänzt als fieser und mordlüsterner Sheriff. Er macht das Trio perfekt, das diesen Leckerbissen des Westerns zu einem wahren Diamanten werden lässt!

Die Geschichte mutet klassisch an: die im Kern guten Helden der Geschichte wollen die brutalen Gewalttäter zur Rechenschaft ziehen - und das ohne viele Worte zu machen. Und dennoch bietet "Erbarmungslos" noch so viel mehr: feiner Humor seitens der Protagonisten, und einen ironischen wie auch desillusionierenden Blick auf die klassischen Western. Hier wird aufgeräumt mit der Romantik von Lagerfeuern und Viehherden, von Sonnenuntergängen und weiten Landschaften. Auch übt der Streifen Kritik an der Glorifizierung von Selbstjustiz und dem Mythos des "ehrbaren Westernhelden".

Der Showdown - der zu einem wirklichen Western natürlich dazugehört! - bahnt sich auch hier unausweichlich an und ist ein absolutes Highlight, ein Hingucker erster Güte! Nicht "High Noon" vor flirrender Wüstenkulisse wurde hier für den Höhepunkt des Filmes erkoren, sondern eine sintflutartig überschwemmte, in Morast erstickende Nacht.

Hier fließt viel Blut, man darf nicht zart besaitet sein. Doch der Film bietet sehr viel Tiefgang, der ihn schon in die Kategorie Drama rutschen lässt:



Meine Schlagworte des Films: alt, müde, gebrechlich, hüftsteif, gewalttätig, ironisch, Klarstellung, Regenflut

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