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Freitag, 1. Dezember 2017

Sammys wauschönes Weihnachtsabenteuer - Kapitel 1


1. Ein Glitzern am Firmament



"Sind alle soweit?" rief Jeff von der Tür aus ins Haus. In seiner Stimme schwang nicht nur gute Laune, sondern auch Vorfreude auf den bevorstehenden Weihnachtsurlaub.
"Gleich, Liebling!" rief Ruby aus der Küche zurück. "Wir sind gleich fertig. Hast du Sammy?" Dabei trat sie mit einem leicht besorgten Blick an die Küchentür.
Jeff ließ die Haustür offen stehen, als er sich auf die Suche nach dem Familienhund machte.
"Sammy!" rief er immer wieder. "Komm her, mein lieber Schatz!"
Während der Vater sich nach Sammy umsah, verstaute die Familie ihre letzten Gepäckstücke im Kofferraum des vor dem Haus geparkten Wagens. Ruby wartete vor dem Auto, doch Tim und Marina machten es sich schon auf der Rückbank gemütlich.
"Sammy!" rief Jeff. "Komm schon her, mein Junge!"
Nach einiger Zeit trottete Sammy ein wenig nervös auf Jeff zu. Jeff ließ sich auf dem Boden nieder und umarmte Sammy. Die Leute sagten, Sammy sei ein großer Hund. Sammy verstand es nicht. Wenn ein Mensch sagte: "das ist aber ein großer Hund", dann dachte er immer: 'Aber du bist doch viel größer als ich'. Jeff liebte es, seine Hände in seinem braunen, weichen Fell zu vergraben. Sammy genoss es, wenn der Vater ihn umarmte und ihm über den Rücken und den Kopf strich.
"Ich weiß, das dir das nicht gefällt, alter Junge," sagte Jeff liebevoll. "Aber es sind nur ein paar Stunden Fahrt. Du kennst das doch schon. Gib' dir einen Ruck! Ich werde ganz viel Zeit für dich haben. Was meinst du?"
Sammy sah Jeff mit zur Seite geneigtem Kopf nachdenklich an. Jeff streichelte über seine Schlappohren und kraulte seinen Kopf.
"Und die Kinder sitzen bei dir, die werden auf dich aufpassen! Es wird ganz toll, das verspreche ich dir!"
Sammy kannte Jeff schon so lange. Sein ganzes Leben lang war er an Jeffs Seite gewesen, er erinnerte sich an keinen Tag ohne ihn. Er wusste, er konnte ihm glauben. Schließlich gab er einen Laut von sich, der dem Vater bedeuten sollte, das er nun bereit war, sich ins Auto zu setzen.
"Das ist mein lieber Junge!" rief Jeff freudig und lief hinter Sammy zum Haus hinaus.

Nach ungefähr drei Stunden Fahrt, auf denen Sammy nervös aus dem Fenster blickte und die vorbeibrausenden Autos mit stillem Blick verfolgte, hielten sie an einer Raststätte. Es war sehr belebt um diese Zeit, denn alle hatten Hunger und wollten sich kurz die Beine vertreten.
Marina und Tim sagten noch: "bis nachher, Sammy!" und Ruby streichelte kurz über seine Ohren, ehe sie verschwunden waren.
"Sammy," Jeff kniete sich vor die hintere Wagentür und streichelte Sammys Kopf, "du bleibst brav im Auto. Wir sind bald wieder da. Ich lasse dir das Fenster ein bisschen auf, dann kannst du schnuppern. Hab' keine Angst, wir beeilen uns, damit du nicht so lange allein bist, mein lieber Junge."
Er knuddelte Sammy, und dieser schloss einen Moment die Augen. Er fühlte sich geborgen und wohl in Jeffs Umarmung.
Jeff fiel es schwer, Sammy hier alleine zurückzulassen. Er schlug die Wagentür vorsichtig zu und winkte seinem flauschigen Freund.
So saß Sammy da. Er sah aus den Fenstern, mal hier raus, mal da raus, sah die Leute vorbeihasten, rennen, rufen, miteinander reden, in ihre Autos aussteigen oder einsteigen. Trotzdem war es langweilig. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Wie lange er wohl jetzt hier schon wartete, das Jeff und die Familie zurück kamen? Es wurde langsam dämmrig, also mussten sie schon eine ganze Weile weg sein.

Dann sah Sammy etwas am Himmel, das seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Es war ein Glitzern, ein Glimmen und Funkeln. Er lehnte sich mit den Pfoten gegen das Wagenfenster, um das Glänzen am Himmel besser erkennen zu können, und plötzlich sprang die Tür auf. Völlig überrascht verharrte Sammy in seiner Pose und plumpste fast zu Boden. Doch sein Blick war noch immer auf dieses Etwas dort oben gerichtet. Er konnte es nicht aus den Augen lassen.
Sammy folgte dem seltsamen Funkeln am sich stetig verdunkelnden Firmament. Er konnte den Blick einfach nicht abwenden. Was war das nur? Langsam entfernte er sich weiter und weiter vom Wagen, und lief weiter auf den Rastplatz hinaus. Die um ihn herum schwirrenden Leute interessierten ihn nicht, sie waren wie ausgeblendet.
Mit einem Mal vernahm Sammy einen leisen Klang. Er hob ein Ohr an und lauschte. Setzte sich hin und lauschte genauer. Es hörte sich an wie... wie Glöckchengeklingel. Von ganz kleinen, feinen Glöckchen. Dann sah er das Glitzern hoch über sich erneut und lief ihm hinterher. Es schien fast, als könne er es einholen, und er beeilte sich, damit er es nicht verlieren würde. Das Klingeln wurde ein wenig lauter - bis es ganz plötzlich verklang. Sofort verharrte Sammy an Ort und Stelle, als wäre er eingefroren. Er versuchte, das Funkeln auszumachen, doch da war nichts mehr.

Sammy wartete noch eine Weile, doch alles war wieder normal. Kein Glitzern, keine Glöckchen. Es war dunkel geworden, und die Sterne standen klar am Firmament. So schnupperte er sich zurück an die Stelle, an der der Wagen geparkt hatte. Doch - oh nein! - das Auto war weg. Sammy erschrak zutiefst, es schüttelte ihn vor Schreck, und er suchte und suchte weiter. Vielleicht war er dem falschen Geruch gefolgt? Hier waren so viele Menschen mit so vielen unterschiedlichen Gerüchen, so viele Wagen und Schuhe, so viele Beine, die an ihm vorbeistreiften, Leute, die ihn kurz ansprachen. Er war ganz durcheinander.
"Jeff!" bellte er. "Wo seid ihr denn nur?" Seine Stimme ging in ein Jaulen über. Das würde Jeff erkennen, da war er sich sicher. Es war ihr Erkennungsruf.
Sammy lief und lief die Parkplätze ab. Er konnte sich schon nicht mehr erinnern, wo das Auto gestanden hatte.
"Oh nein," sagte er leise. "Was soll ich nur tun? Wo sind sie nur?"
Er schnupperte weiter. Schließlich fand er erneut zu der Stelle zurück, an dem sie mit dem Wagen geparkt hatten. Er setzte sich hin. 'Was nun?' dachte er. 'Was nun?' Er spürte die Traurigkeit in sich aufsteigen. Er fühlte sich einsam und verzweifelt. Wo war seine Familie? Wo war Jeff? Das konnte nicht sein, sie hätten ihn niemals hier zurückgelassen.
Und so verharrte er, bis es stockdunkel war, an der selben Stelle in der Hoffnung, das sie nach ihm suchen würden. Doch nichts.

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