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Freitag, 8. Dezember 2017

Sammys wauschönes Weihnachtsabenteuer - Kapitel 7



7. Der lustige Kalle 



Der süße, fast berauschende, allgegenwärtige Duft ließ Sammy ständig in der Luft schnuppern.
"Woher kommt dieser wunderbare Geruch nur?" fragt er Urwi.
"Das werde ich dir natürlich jetzt zeigen, alter Freund. Allerdings haben wir dazu eine kleine Schlittenfahrt vor uns. Bist du bereit für ein neues Abenteuer?"
Urwi sah Sammy herausfordernd an. Dieser nickte energisch.
"Also keine Angst mehr vorm Fahren?" Urwi zwinkerte ihm zu.
"Nein," sagte Sammy bestimmt, "keine Angst mehr."
"Wunderbar!" rief Urwi erfreut. "Dann auf zu den Printen!"

Sie reisten diesmal in einem weitaus kleineren Schlitten. Die Magie, die Urwi hierfür benötigte, konnte er leichthändig dosieren, und so wurde es eine rasche aber ruhige Fahrt. Sie glitten seicht über dem Boden dahin, in nicht ganz so luftiger Höhe wie bei Sammys erster Schlittenreise. Da sie schwebten, umgingen sie holprigen Passagen und erreichten im Handumdrehen ihr Ziel.
"Hier wohnen und arbeiten die Printen," sagte Urwi, als sie den Schlitten auf einem scheinbar leeren Platz abstellten. "Dort sind die Bäckereien, du kannst den Rauch aus den Schornsteinen steigen sehen. Und dort -" er deutete weit hinter die Bäckereien, "wohnen die Printen. Es hat seinen Grund, warum hier nur wenige Wichtel wohnen und die Printen etwas weiter ab vom Schuss leben."
"So?" fragte Sammy neugierig und erstaunt. "Warum das wohl?"
"Dazu kommen wir noch. Jetzt besuchen wir meinen alten Freund Kalle. Er ist der Hauptbäcker und kann dir so einiges über die Printen erzählen."
Sie staksten über den riesigen, freien Platz. Außer, das dieser Platz von Bäumen umsäumt war, gab es hier nichts. Abgesehen von dem feinen Schnee und dem herrlichen Duft natürlich, sowie vereinzelt rumstehenden, kleinen Schlitten.

Die Bäckereien reihten sich eine an die andere. Manche waren ganz klein, wie niedliche Cafés aufgemacht, in denen man auch sitzen und etwas essen konnte, andere muteten wie Fabriken an, die Sammy von den Menschen kannte. Sie waren hoch und weitäufig, hatten kaum Fenster und recht große Schlote, aus denen es rauchte und qualmte. Doch selbst dieser Geruch hatte nichts gemein mit dem Gestank, den es auf der Erde gab, alles hier roch aromatisch nach Süßkram, nach Puderzucker, Zimt und Kräutern, nach Gewürzen und - natürlich! - Lebkuchen. An jeder Tür, ob groß wie ein Tor oder klein und schief wie eine Wichteltür, hingen Schilder. Auf ihnen war ein angeknabberter Printenmann zu sehen, rot umrandet und ebenfalls rot durchgestrichen. Die Aufschrift lautete: 'Nicht essen!'
Sammy musste schmunzeln. Wer würde denn einen Printenmann einfach so anbeißen? fragte er sich, sagte aber nichts.
Sie erreichten eine große Bäckerei, allerdings nicht ganz so groß wie Sammy erwartet hatte. Wie ein Restaurant, in das Jeff ihn mal mitgenommen hatte. Vorne im Raum saßen ein paar Wichtel und tranken Schokolade, und Urwi grüßte alle stürmisch und hocherfreut. Sie schienen sich nicht allzu oft zu sehen.
"Selten führt es mich nach Printendorf," sagte Urwi und seufzte schwer. "Viel zu selten. Die Zeit reicht eben nie aus!" erklärte er Sammy. Die Wichtel waren erfreut über den unerwarteten Besuch. Sie empfingen Sammy mit fröhlichem Geplapper und streichelten und knuddelten ihn.

Als sie durch die Tür zur Küche traten, kam ihnen ein riesiger Printenmann entgegen. Sammy wich einen Schritt zurück, so erschrak er sich. Diese Printe war so alles andere als das, was er erwartet hatte. Doch der Printenmann trat auf ihn zu, streichelte mit seiner weichen Hand Sammys Kopf und sagte freudig:
"Ja Urwi, wie herrlich dich zu sehen! Und so netten Besuch hast du mitgebracht! Ich freue mich sehr, dich endlich wieder bei mir begrüßen zu können!"
"Und das, lieber Sammy, ist Kalle," stellte Urwi dem Hund die imposante Printe vor. "Keine Angst, er beißt schon nicht," fügte er lachend hinzu und hielt sich seinen Bart.
"Hallo Kalle," traute Sammy sich schließlich zu sagen. Er war noch immer ein wenig fassungslos ob der Größe dieses Lebkuchenkerlchens.
"Kommt nur rein, wir bereiten gerade alles für den Tag vor. Nun sei nicht so scheu," wandte er sich an den alten Hund, "wir sind zwar groß, aber vor uns hast du bestimmt nichts zu befürchten!"
Sammy wedelte und konnte gar nicht anders, als Kalle direkt ins Herz zu schließen. Allein sein süßer, leckerer Duft ließ ihn jegliche Furcht verlieren.
"Ihr backt die Weihnachtsleckereien?" fragte Sammy ohne Umschweife.
"Und nicht nur die," nickte Kalle. "Wir backen alles, was in der Weihnachtswelt verzehrt wird. Kuchen, Torten, Plätzchen, Brot und Brötchen, was auch immer das Herz begehrt."
Die Küche war übersät mit allen möglichen Utensilien: ob Teller und Backformen, Töpfe und Pfannen, Tassen, Gläser, Pfannenwender, Nudelhölzer und Schneidebrettchen, alles hatte seinen Platz. Obwohl Sammy gestehen musste, das eine gewisse Unordnung hier zur Ordnung zu gehören schien. Überall standen Schalen und Schüsseln mit Zutaten. Ob Teig oder Mehl, Rosinen, Beeren und andere Früchte, Zimt - Stangen, die ein betörendes Aroma verbreiteten, aber auch gemahlen -, alles roch süß, zuckerig und fruchtig. Die Kräuter, die frisch ebenso wie getrocknet von diversen Regalen hingen, verteilten ein frische und herbe Würze in der Luft.
"Ich würde gerne mehr über euch Printen erfahren," sagte Sammy, als sie ihren Rundgang durch die Küche beendeten. Selbstverständlich arbeitete Kalle hier nicht alleine! Sammy lernte einige andere Printen kennen, zum Beispiel den sehr dunklen Pieti, der an einigen Stellen seines Körpers dick mit Zuckerguss umwickelt war. Und auch Emily traf er, die den Einkauf organisierte und die den Lebkuchen in der Küche immer wieder bei Dekorationen unter die Arme griff. Das alles machte Sammy sehr neugierig auf das Leben der Printen.
Kalle lud den wissensdurstigen Hund und Urwi - der für seinen Teil dies alles natürlich schon sehr lange kannte - auf einen Rundgang durch die Ortschaft der Printenmännchen ein. Er entledigte sich seiner Schürze, und Sammy bemerkte, das er gar keine Knöpfe hatte.

Nach einigen Stunden, in denen sie munter umhergebummelt waren und Sammy einige kleine Bistros und Cafés, sowie die zweitgrößte Produktionsstätte für Kekse hatte bestaunen dürfen, bat Kalle sie zu sich nach Hause, auf "etwas Süßes und eine kleine Erfrischung" wie er sich ausdrückte.
Sie fuhren mit Urwis kleinem Schlitten einen steilen Hügel hinauf. Zu beiden Seiten prangten hohe, verschneite Bäume und wirr wachsende, seltsam anmutende Sträucher, die große, runde Früchte in allen erdenklichen Farben trugen. So komisches Obst hatte Sammy noch nie gesehen, waren die Früchte doch alle gleichmäßig rund und schienen weder ein Oben noch Unten zu haben.
Kalles Haus lag inmitten vieler anderer Häuschen, die sich alle aneinander reihten. Ähnlich wie bei den Wichteln im Ort waren auch hier alle Häuser aus unterschiedlichsten Materialien hergestellt. Sammy meinte, sogar ein Woll-Haus entdeckt zu haben, dachte sich allerdings, das dies eine Täuschung gewesen sein musste. Wer würde schon in einem Haus aus Wolle wohnen? lachte er in sich hinein.
Kalles Garten war ebenso klein und übersichtlich wie Urwis Garten. Auch hier gab es keinerlei Zäune, die die Grundstücke zum Nachbarn kennzeichneten, aber das musste wohl auch nicht sein. Eine typisch menschliche Eigenart, alles einzuzäunen und abzugrenzen, dachte Sammy.

Kalles Haus war äußerst gemütlich. Die Möbel waren dick und weich, Sammy sackte in dem Sessel, auf dem er Platz nahm, fast gänzlich ein. Einen Kamin gab es nicht, dafür standen aber vereinzelt seltsame Lichtquellen herum. Diese sonderbaren Lampen waren Sammy schon in der Design-Abteilung und auch bei Niki aufgefallen. Eigentlich, wenn er es recht überdachte, standen sie überall herum, im gesamten Weihnachtsdorf und auch in den Cafés und Bäckereien.
Nachdem Kalle ihnen einige Leckereien und heiße Schokolade mit Schlagsahne aufgetischt hatte, machte er es sich auf seinem Sofa gemütlich. Er war so groß, das das Sofa nun, da er darauf Platz genommen hatte, nur noch wie ein kleiner Sessel wirkte.
"So, ich wette, du bist neugierig geworden?" lächelte er Sammy an. Seine cremefarbenen Knopfaugen blickten ihn aufmerksam und offenherzig an.
"Lebst du allein hier?" fragte Sammy. Er hatte keine Bilder, so wie bei Urwi, von einer Familie entdecken können.
"Ja, ich wohne hier schon immer allein. Naja, immer wohl nicht, ich hatte auch mal eine Freundin. Aber das ist nichts geworden... " Kalle lachte. "Ich arbeite viel, und meine freie Zeit verbringe ich gerne lesend oder mit meinen Freunden. Ich habe wohl die Richtige noch einfach nicht gefunden." Er zwinkerte Urwi verschwörerisch zu, und dieser lachte aus vollem Bauche.
"Erzähl' mir ein bisschen was über euch Printenmänner," bat Sammy ihn. "Warum sind überall diese Schilder 'Nicht essen'? Und warum wohnt ihr nicht bei den Wichteln? Und wieso seid ihr die Bäcker, und die Wichtel die Designer?"
Wohlig lachend begann Kalle, Sammy über das Leben der Printenmännchen aufzuklären.

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