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Montag, 4. Dezember 2017

Sammys wauschönes Weihnachtsabenteuer - Kapitel 3




3. Eine unglaubliche Reise 



Sammy wurde mulmig, als der Schlitten sich langsam vom Boden wegbewegte. Sacht lenkte Urwi den Schlitten immer weiter in die Höhe, schwebte noch einen Moment einige Meter über dem Boden, zog sich eine fein gemusterte Decke über die Beine und sah Sammy herausfordernd an:
"Und? Bist du bereit für die Fahrt deines Lebens?" Er zwinkerte.
Sammys Augen weiteten sich, als er über den Rand des Schlittens hinweg zum Boden sah. Er war sich nicht sicher, und genau das sagte der Blick, den er jetzt Urwi zuwarf.
"Nur keine Angst, alter Freund, es wird ein Riesenspaß!"
Mit diesen Worten zückte er einen kleinen Beutel aus goldfarbenem Stoff, griff hinein und warf etwas in die Luft. Es glitzerte und funkelte, und mit einem Mal sauste der Schlitten in einer leicht wackeligen Kurve gen Himmel.
"Ooohohooo!" rief Urwi und lüpfte seinen Hut vor Freude. "Jetzt nur nicht die Balance verlieren!" Er lachte laut, und sein ganzer Körper lachte mit.
Sammy wurde ganz flau, doch je höher sie stiegen und je prächtiger das Funkeln des magischen Staubes wurde, umso mehr vergaß er seine Angst. Anfangs noch rutschte er immer wieder von einer Seite auf die andere, stieß mit Urwi zusammen, der ihn sanft festhielt. Doch nach einer kurzen Weile schon hatte Sammy den Dreh raus, festen Halt zu finden. Er sah die Welt unter sich immer kleiner und kleiner werden, die Häuser, über denen sie anfangs noch in Sichtweite schwebten, wurden zu klitzekleinen Pünktchen. Die Lichter der beleuchteten Fenster und Straßenlaternen verblassten, und es gab schließlich nur noch sie und den nächtlichen Himmel mit all seinen Gestirnen.
Der magische Staub versprühte ein warmes Leuchten. Mal funkelte er golden, mal schimmerte er seicht in allen Farben des Regenbogens und tauchte den Schlitten in einen mystischen Schein. Er sprudelte, er blubberte, dann aber gab er ein leises, kaum hörbares Zischen von sich, und nach einer ganzen Weile plötzlich vernahm Sammy wieder das leise Glöckchengeklingel.
"Wo sind all die kleinen Glöckchen, die diesen reizenden Klang von sich geben?" fragte Sammy, während er sich umsah. "Ich kann keine sehen."
"Das ist der magische Staub, alter Freund, wenn er richtig eingestellt ist, ich die richtige Dosierung gefunden habe, dann gibt er einen wundervollen Gesang von sich," erklärte Urwi.
In diesem Moment ruckelte der Schlitten ein wenig, und ein fast schon schriller Ton erfüllte einen Augenblick den Raum um sie herum. Sammy erschrak etwas und rutschte unruhig auf dem Sitz herum.
"Hui!" rief Urwi, "das war doch noch zu wenig!"
Er griff erneut in den Beutel mit dem magischen Staub und warf eine Prise Magie in die Luft. Kaum, das er das Pulver über den Schlitten geworfen hatte, wurde die Fahrt wieder ruhig und ein fröhlich summender Klang war zu vernehmen.

Sie fuhren eine Weile so dahin, und Sammy betrachtete die Nacht um sich herum. Die Luft roch klar und frisch, so rein und wunderbar nach Abend, wohlig und behütet.
"Es ist wunderschön hier!" sagte er, froh, das er diese Reise unternehmen durfte.
"Oh ja, leider komme ich nicht allzu oft dazu, eine solche Fahrt zu unternehmen. Zu viel gibt es das ganze Jahr über zu erledigen... Aber ich will nicht klagen, es macht mir Freude alles für das Fest der Feste vorzubereiten."
Urwi hatte einen Arm um Sammys Schultern gelegt und kraulte seinen Pelz. Dieser genoss die Vertrautheit, die schon jetzt zwischen ihnen entstanden war. Es war ihm ganz so, als würden er und Urwi sich schon ein Leben lang kennen. Er fühle sich rundum wohl hier oben, fernab der Hektik des menschlichen Tuns.
"Schau mal dort," sagte Urwi und deutete mit einem Finger in die Luft. In einiger Entfernung konnte er einen winzig kleinen Planeten erkennen, jedenfalls glaubte er, das es ein Planet war. Auf diesem Planeten gab es nur ein paar wenige Bäume.
"Hier wohnt einer meiner ältesten Freunde," sagte Urwi und nickte.
"Wo wohnt er denn? Ich sehe keine Häuser," sagte Sammy ein wenig verwirrt.
"Alter Freund, sie wohnen in den Bäumen, siehst du nicht die Feuer?"
Und in der Tat! In den Bäumen konnte Sammy Feuerschein erkennen, der sein warmes Licht in die Dunkelheit hinauswarf.
"Sie verteilen die Post von hier aus. Die Postwichtel, könnte man sagen," lachte Urwi und hielt sich den Bart. "Sie haben viel zu tun, und damit mein Freund und seine Mannschaft nicht immerzu vom Treiben im Weihnachtsdorf abgelenkt werden, haben sie sich hier niedergelassen. Hier können sie in aller Ruhe werkeln und die Post zuteilen."
"Das ist bestimmt eine verantwortungsvolle Aufgabe," sagte Sammy anerkennend.
Urwi nickte bestätigend: "Und ob! Jeder Brief will sorgfältig gelesen und beantwortet werden. Die Post an den Großen holen wir ein Mal die Woche ab. Du glaubst ja nicht, wie viele Briefe das ganze Jahr über an den Weihnachtsmann geschrieben werden."
"Sehr viele, nehme ich an," sagte Sammy und kicherte.
Urwi lachte zustimmend.
"So, alter Freund, Endspurt. Wir sind bald da!" sagte Urwi nach einer Weile.

Plötzlich holperte der Schlitten erneut. Er trudelte und wankte, und Sammy wurde richtig durchgerüttelt.
"Oh je!" rief Urwi noch, kurz bevor er fast aus dem Schlitten katapultiert wurde. Mit aller Kraft hielt er sich an seinem Sitz fest.
Der Schlitten geriet völlig aus der Bahn, schlingerte nach links, nach rechts, nach links und senkte sich in einer steilen Schleife rasch gen Boden. Nur war hier kein Boden unter ihnen, der Boden war noch weit entfernt!
"Sammy!" rief Urwi. "Schnell, der magische Staub!"
Sammy wühlte mit der Schnauze auf dem Boden nach dem Beutel.
"Er muss nach hinten gerutscht sein, ich kann ihn nicht finden!" rief er zurück.
Mit einem großen Satz sprang Sammy auf die Rückbank des Schlittens. Hier herrschte mittlerweile ein heilloses Chaos: unzählige Beutel, große und kleine, blaue, braune und violette, waren alle wirr durcheinander geraten. Sammy wusste nicht, was sich in den Beuteln befand, aber er wusste, das er den Beutel mit dem magischen Staub so schnell wie möglichen finden sollte, damit sie einen Absturz abwenden konnten. Er suchte und suchte.
"Es ist ein goldener Beutel, Sammy, er macht leise Geräusche! Du hast doch gute Ohren, alter Freund!"
Urwi baumelte nur noch am Schlitten. Er konnte sich kaum noch festhalten, sein Arm schien immer länger zu werden. Die luftige Höhe sauste in seinen Ohren, und er sah den Boden immer rascher auf sich zukommen.
Sammy schnupperte und horchte, und dann vernahm er einen leisen Singsang unter all den anderen Beuteln. Mit einem Ruck zog er den klingenden Beutel hervor, stupste seine Nase in den magischen Staub und blies ihn in die Luft.
Der Schlitten brauchte einen Augenblick, doch mit einem Mal wurde die Fahrt wieder ruhiger. Sammy sprang zurück auf die vordere Sitzbank und schnappte sanft Urwis Arm. Er zog ihn über den Rand des Schlittens zurück in den Wagen, wandte sich um und packte den Beutel mit dem Zauberpulver von der Rückbank. Mit einem Seufzer der Erleichterung überreichte er Urwi den singenden Beutel, der sich sofort daran machte, die richtige Dosierung für eine ruhige Fahrt zu finden.
Nach einem Moment, in dem Urwi den Schlitten beobachtete und dieser sich endlich wieder fing, seufzte Urwi schwer, zog sich die Decke über die Beine und streichelte Sammys Kopf.
"Alter Freund, das hast du wirklich sehr gut gemacht!" sagte Urwi respektvoll. "Ohne dich wäre ich verloren gewesen."
Sammy wedelte mit dem Schwanz ob der lobenden Worte seines neuen alten Freundes.
"Wie konnte das passieren?" Urwi hatte seinen Hut abgenommen und kratzte sich am Kopf. Sammy schmunzelte über die kleine kahle Stelle auf Urwis altem Köpfchen, das ihn nun ein wenig an einen Bratapfel erinnerte.
"Es hat nach Zimt gerochen," sagte Sammy.
Urwi sah ihn erstaunt an: "Zimt?"
"Ja, Zimt, im magischen Staub."
"Oha!" rief Urwi. "Das ist eine interessante Information - und eine sehr wichtige dazu, alter Freund. Da habe ich wohl noch ein Hühnchen mit jemandem zu rupfen. Das erklärt, warum wir heute eine solche Holperfahrt hinter uns haben!"
Doch Urwi lachte schon wieder, streichelte Sammy und deutete schließlich mit der Hand auf einen goldenen Schein in kurzer Entfernung.
"Wir sind da, alter Freund, du hast es geschafft! Hier liegt das Weihnachtsdorf!"

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