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Dienstag, 5. Dezember 2017

Sammys wauschönes Weihnachtsabenteuer - Kapitel 4



4. Die Geschenke-Abteilung 



Urwi stellte den Schlitten in der Schlitten-Garage ab. Zu Sammys Verwunderung gab es hier mehr als nur diesen einen Schlitten, auch wenn die anderen nicht annährend so groß und schön wie der Hauptschlitten waren, so sah man gleich, das sie hier alle einen besonderen Platz innehatten.
"Übrungsschlitten," lachte Urwi, als er Sammys erstaunten Blick sah. "Und sie dienen natürlich auch dem Spaß. Immerhin wollen wir Wichtel uns ja auch mal vergnügen." Bei diesen Worten zwinkterte er Sammy fröhlich zu.
"Wollen wir unseren Rundgang starten, oder möchtest du dich erst noch etwas ausruhen, alter Freund?" fragte Urwi, nachdem er seine Decke sorgfältig zusammengelegt und im Kofferraum des Schlittens verstaut hatte. Auch so ein Detail, das Sammy verblüffte. Ein Schlitten mit Kofferraum - vor allem mit einem, den man von außen nicht als solchen erkennen konnte.
"Ja," sagte Urwi lachend und tätschelte Sammys Kopf, "hier gibt es noch weitaus mehr Erstaunliches!"
"Oh, das glaube ich gern," sagte Sammy fröhlich. Er war aufgeregt, was es noch zu entdecken geben würde.
"Ich denke, ich zeige dir gleich die Geschenke-Werkstätten. Mit ein wenig Glück wirst du vielleicht auch etwas bekommen, alter Freund. Ich habe da so ein Gefühl... "
Sammy wedelte mit dem Schwanz und lief neben Urwi über einen weiten Hof, der, wie sollte es anders sein, verschneit war und funkelte und glitzerte. Urwi erklärte ihm, das dies hier das hintere Arbeitsgelände war, auf dem die Design-Werkstatt lag. Sie traten durch ein riesiges Tor, auf dem ein Paket abgebildet war. Neben dem Tor stand ein kleines Schild, das man gerne übersehen konnte, angesichts der gewaltigen Ausmaße des Tores. Im Vorbeigehen konnte Sammy einen Blick auf das Schild erhaschen, auf dem lediglich - wie auf dem Tor - ein Paket abgebildet war. Sammy dachte sich, das die Wichtel vermutlich in einer anderen Sprache lasen, Bildsprache sozusagen. War nicht die schlechteste Idee, dachte er noch.

Die Stätte, die sie nun betraten, war nicht annähernd so riesig wie das Tor von außen verhieß. Es gab mehrere Etagen, die durch wackelige Wendeltreppen miteinander verbunden waren, auf denen sich unzählige Räumchen befanden. Man musste eine lange, breite, steil nach oben führende Treppe nehmen, um zur ersten Tür zur gelangen, die den Zugang zu den anderen Zimmern gestattete.
"Es war früher ein einziger, riesiger Raum," erklärte Urwi fachmännisch, "aber das war uns zu groß und unpersönlich. Wir haben viele Jahre damit zugebracht, die Design-Werkstatt nach unserem Ermessen umzubauen und zu gestalten. Man will es ja gemütlich haben auf der Arbeit, nicht wahr?" Eine wohl eher rhetorische Frage, doch Sammy nickte lächelnd.
Sie betraten das erste Zimmer. Hier saß eine Wichteldame in schlichten, braunen Kleidern und blickte freundlich von ihrem Schreibtisch auf. Es war nur ein winziges Räumchen, in das mehr als der Schreibtisch und ein Stuhl, auf dem sie saß, nicht passte. Lediglich ein Bildchen von einer grünenden Waldlichtung hing an der hinteren Wand.
"Ja Urwi, das ist aber eine schöne Überraschung!" begrüßte sie den alten Wichtel. "Und wen hast du da mitgebracht?" Sie streichelte Sammy, und drückte und knuddelte ihn an sich.
"Sammy," antwortete der leicht verblüffte Hund. "Urwi hat mich aufgelesen und möchte mir alles zeigen."
"Na, dann kommt mal rein, Jungs!" zwitscherte sie. "Du willst bestimmt sehen, wo die Geschenke hergestellt werden?!" lachte sie fröhlich.
Sammy nickte und wedelte.
"Wenn ihr etwas braucht, sagt mir bescheid. Ich bin hier," lachte sie und winkte ihnen nach, als sie durch die nächste Tür traten. Und hier konnte Sammy seinem Erstaunen keinen Einhalt mehr gebieten. Seine Augen weiteten sich und er wusste nichts mehr zu sagen.

Ein alter Wichtel, wenn auch nicht ganz so alt wie Urwi, saß auf einem Sessel. Vor ihm
befanden sich ganz viele junge Wichtel (jedenfalls sahen sie ganz danach aus, als wären sie um einiges jünger, vielleicht waren es Kinder-Wichtel?), die auf Kissen saßen und die Augen geschlossen hielten.
Urwi legte einen Finger auf die Lippen. Der Raum hatte keinerlei Fenster, doch ein seichter, goldener Schein spendete warmes Licht. Woher das wohl kommen mochte? fragte sich Sammy. Als er dem Leuchten mit dem Blick folgte, schien es ihm für einen Sekundenbruchteil, als habe er die Bewegung eines Weses gesehen, das diesen Schimmer umgab. Doch er konnte es nicht genau ausmachen.
"Ganz leise für einen Moment," flüsterte Urwi Sammy ins Ohr. "Wir wollen sie nicht in ihrer Arbeit unterbrechen."
Sie standen eine Weile still hinter dem besesselten Wichtel. Etwas bildete sich über seinem Kopf. Es war verschwommen, nicht zu erkennen, undeutlich und dunkel. Doch schon nach einigen Sekunden formte sich ein Bild daraus, das wie ein Teddybär aussah. Nach und nach wurde das Bild nicht nur klarer, sondern auch farbenprächtig: der Teddy war hellbraun, hatte runde Ohren, eine schwarze Nase und Knopfaugen, und trug einen blauen Pulli. Immer deutlicher konnte man den Bären erkennen, jedes noch so kleine Härchen, und nach einem Augenblick kam es Sammy vor, als könne er ihn greifen. Und das tat der Wichtel auf dem Sessel plötzlich: er griff den Teddy aus der Luft und sagte in den Raum hinein:
"So, nun die Augen auf. Das hier ist eure heutige Vorlage."
Er zeige den jungen Wichteln das Bärchen und bat sie, ihn der Reihe nach herumgehen zu lassen. Alle betrachteten den Teddy, studierten ihn scheint's von allen Seiten, und schlossen dann schließlich wieder die Augen. Der alte Wichtel wandte sich nun zu Urwi und Sammy um, und begrüßte den uralten Wichtel mit einem stürmischen und hocherfreuten Händedruck.
"Welch freudige Überraschung, alter Freund!" lachte der alte Design-Wichtel. "Und einen Gast hast du dabei, wie herrlich! Dann wollen wir mal einen Moment warten, ehe wir in mein Büro gehen."
Er ließ sich wieder auf seinem Sessel nieder, und Sammy und Urwi standen erneut ganz still.
Die jungen Wichtel konzentrierten sich sehr. Sammy sah bei einigen Schweißperlchen auf der Stirn. Er hätte zu gerne gewusst, was nun geschah. Über ihren Köpfen bildeten sich unförmige, unklare Strukturen. Einige wirbelten wild durcheinander, andere wirkten starr und steif, wie eingefroren, als würden sie irgendwo festhängen. Der alte Design-Wichtel nickte schließlich und deutete seinem Besuch den Weg in sein Büro, das zur nächsten Tür hinauslag.
"Was geschieht hier?" fragte Sammy direkt, er konnte es nicht erwarten, alles über diesen Ort zu erfahren.
Die Wichtelmänner lachten ob Sammys Neugier. Der Design-Wichtel, Dewi, wie er genannt wurde, bot ihnen jedoch erstmal eine Erfrischung an. Doch Sammy war so aufgeregt, das er keinen Schluck des bekömmlichen Wassers herunterbekam.
"Hier manifestieren wir alten Design-Wichtel die Geschenke. Nicht allein die für die Kinder, auch diejenigen, die die Erwachsenen erfreuen sollen. Doch dies ist eine oftmals anspruchsvolle Aufgabe, und das überlassen wir den erfahrenen Designern."
"Wie funktioniert das denn?" fragte Sammy mit staunendem Gesichtsausdruck.
"Nun, mein neugieriger Freund," lachte Dewi, "die Meister-Design-Wichtel - wie ich einer bin - manifestieren ein Objekt mithilfe ihrer Vorstellungskraft. Sobald das Gebilde greifbar wird - und dies in wörtlichem Sinne - können die Werkel-Wichtel eine ganze Produktionsreihe starten. Dabei richten sie sich nach dem Modell, das von den Meister-Designern erschaffen wurde."
Sammy war beeindruckt.
"Und dabei geht nichts schief? Sehen alle Modelle dann gleich aus?"
"Oh nein, nein, ganz sicher nicht," lachte Dewi und hielt sich den Bart. "Die Meister-Designer sind geübt und haben oft jahrhundertelange Erfahrung im Design-Bereich. Die Neulinge werden in die Abteilung für einfachere Spielzeuge geschickt. Als Übung. Einige haben den Kniff rasch raus, und ihre Objekte entsprechen der Vorlage. Andere wiederum -" er kramte in einer Kiste, die neben seinem Schreibtisch stand, "- sehen dann so aus," und er hielt einen Teddybären mit nur einem halben Ohr hoch. Der Pullover, den der Teddy trug, hing in losen Fäden herab, und ein Fuß war kaum als solcher zu erkennen. Auch seine Nase war irgendwie... Sammy suchte nach dem rechten Wort, sie war halbiert.
"Es ist nicht so, das der Teddy keinen Charme hätte," lachte Dewi, "aber wer möchte so einen Bären schon als Geschenk haben?" Er betrachtete den missglückten Teddy und legte ihn zurück in die Kiste. "Das war übrigens mein erstes Objekt," ergänzte er, als er die Kiste schloss, und lachte.
"Wenn die Gedanken nicht richtig manifestiert werden können, weil die Werkler abgelenkt sind oder noch so unerfahren, das sie sich nicht konzentrieren können, dann, nun dann kommt so etwas dabei heraus." Er nickte nachdrücklich. "Allerdings hat natürlich nicht jeder Wichtel Talent, als Designer zu arbeiten. Manche möchten sich lieber in der Küche austoben, backen und kochen, andere machen lieber Musik oder werden Dichter... das findet man mit der Zeit schon heraus."
"Und was geschieht mit den ganzen nicht so schönen Geschenken?"
"Die heben wir auf. Es gibt immer wieder Menschlein, die sich an eben solchen Dingen erfreuen. Und die bekommen sie dann. Sie wissen das Besondere zu schätzen." Wieder ein nachdrückliches Nicken.
Urwi schlürfte einen warmen Schokotrunk mit viel Sahne, während Sammy Dewi gespannt lauschte.
"Allerdings gibt es auch andere Objekte, die Objekte von älteren, sehr erfahrenen Design-Wichteln. Diese möchten nicht alle als Lehrer fungieren, sondern formen nach wie vor immer wieder gerne die außergewöhnlichsten Gegenstände. Die heutige Vorlage, die ihr eben gesehen habt, dient den Kleinen und Unerfahrenen nur als Richtlinie. Natürlich können sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen, denn Individualität wird bei uns groß geschrieben!"
"Sie dürfen einen Teddy mit rotem Pullover machen?" fragte Sammy.
Dewi nickte: "Ganz richtig. Und er darf auch größer oder kleiner sein, ein anderes Fell haben... und wenn ein Kaninchen daraus wird, ist es auch wunderbar! Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt!"
"Das ist unglaublich!" rief Sammy entzückt. "Das ist einfach wunderbar! Alles Kraft eurer Gedanken?!"
Dewi nickte erneut.
"Oh ja, mein lieber Sammy, alles Kraft unserer Vorstellungsfähigkeiten. Was wir uns vorstellen, wird wahr. Naja, jedenfalls in diesem Bereich." Er lachte herzlich.
Sammy war Feuer und Flamme. So hatte er sich eine Geschenke-Fabrik nun wirklich nicht vorgestellt.
"Übrigens gibt es noch etwas Interessantes zu den ganz einmaligen Objekten: die Spielzeuge, die von uralten Design-Wichteln erschaffen werden, entwickeln nach Mitternacht bis zum Dämmerungsbeginn ein Eigenleben. Das können alle anderen Objekte nicht. Nur diese haben die nötige Magie dazu innewohnen!"
Sammy war so begeistert, das er nichts zu sagen wusste. Das war mal was!
"Aus diesem Grunde gibt es oftmals ein bestimmtes Spielzeug in unzähligen, fast identischen Ausführungen. Nur einige sind befähigt, ihre Gedanken spielen zu lassen und die Gegenstände ganz eigen zu gestalten und mit Magie zu versehen."

Dewis Erklärungen und die Eindrücke, die Sammy in der Design-Abteilung gewonnen hatte, waren so nachhaltig, das er sich eine Weile in seinen Gedanken verlor. Doch sie beobachteten noch einige andere Klassen, in denen Spielzeuge hergestellt wurden. Sammy sah, wie ein Feuerwehrauto produziert wurde, wie ein Schaukelpferd das Licht der Welt erblickte, und am Ende ihres Rundgangs führte Urwi ihn in die Abteilung für Hundespielzeug. Da Urwi wusste, das Sammy schon ebenso betagt war wie er als Wichtel, mutete er ihm allerdings kein neues Spielzeug zu, sondern bat seinen Freund, den noch recht jung wirkenden Huwi (der ganz versessen auf Sammy war und ihn nicht einen Moment aus der Umarmung lassen wollte) einen besonders leckeren Knochen zu fertigen. Einen so guten Knochen hatte Sammy schon lange nicht mehr gegessen!

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